Ein Klavier für das Brahmshaus
Bis vor 143 Jahren kamen sie jedes Jahr aufs Neue mit dem Pferdewagen aus Karlsruhe nach Lichtental bei Baden-Baden: Die Klaviere, an denen Johannes Brahms Werke von Weltbedeutung komponierte.
Für die Sommermonate im heutigen „Brahmshaus“ brauchte der große Komponist natürlich ein Klavier – und dieses wurde damals aus Karlsruhe gebracht und auch wieder abgeholt, wenn Johannes Brahms im Oktober nach Wien zurück reiste.
Aus Briefen von Johannes Brahms weiß man, dass er sein Instrument bei den Gebrüdern Trau bestellte, die in „Heidelberg und Carlsruhe“ tätig waren.
Als das Brahmshaus vor dem Abriss gerettet worden war, hätte man zur Eröffnung im Juni 1968 zu gerne ein Klavier dieser Klavierbauer erworben – das war natürlich ein aussichtsloses Unterfangen.
Immerhin kam ein Pianino aus ähnlicher Zeit von einer Spenderin aus Darmstadt nach Lichtental – es hat seither viele Gäste entzückt – darunter sind berühmte Namen wie auch Sir András Schiff – er ließ es sich nicht nehmen, noch im Jahr 2018 auf diesem völlig verstimmten Instrument zu spielen.
Als in diesem Jahr bei einem Versuch, das Pianino zu stimmen, gleich mehrere Saiten rissen, stand die Brahmsgesellschaft vor der Frage nach einem Ersatz. Eine Herausforderung, die wiederum nahezu unlösbar erschien.
Jetzt kommt die gute Nachricht: als wir das Web nach „Gebrüder Trau“ absuchten, fanden wir überraschend ein Angebot des Klavierbauers Burkhard Stamm in Karlsruhe. Wir trauten unseren Augen kaum. Dann riefen wir dort an, um zu fragen, ob das Angebot noch aktuell sei, und wenige Tage später sahen wir uns das Klavier im Verkaufsraum der Firma Stamm an. Dann folgte die nächste gute Nachricht: Frau Angelika Lipp-Krüll und Prof. Ernst-Moritz Lipp, beide als Kulturförderer bekannt, ermöglichten den Kauf des Instruments durch eine großzügige Spende.
Sie wollen damit ein Beispiel zu geben, dass die Brahmsgesellschaft ein so reiches kulturelles Erbe zu schultern hat, welches sie allein so gar nicht „schultern“ kann, und „für dessen Erhalt und Pflege wir Bürgerinnen und Bürger mitverantwortlich sind.“
Letzten Donnerstag traf nun das Klavier im Brahmshaus ein. 64 Stufen galt es zu bewältigen. Äußerst spannend waren die letzten 15 Stufen – im 80 cm breiten Treppenhaus transportierten 3 starke Männer das 230kg schwere Klavier – es war Millimeterarbeit! Herzlichen Dank und großes Lob an das Team der Firma Breunig, Klavier- und Flügeltransporte.
Nun hat das Instrument seinen Platz gefunden – ein wahres Schmuckstück und eine Bereicherung für das Brahmshaus.
Pianistin Elena Kuschnerova ließ es sich nicht nehmen und spielte zutiefst berührt die ersten Töne.
Sobald die Corona-Bedingungen es erlauben,
wird es in der blauen Stube im Brahmshaus
kleine Konzerte geben.
Man darf sich uns schon jetzt darauf freuen.